Der Klappentext
Die Blankenburgs – anhand des Titels und des Titelbildes vermutete ich eine Familiensaga. Das lese ich tatsächlich sehr gerne – vorausgesetzt, es ist nicht allzu kitschig. Ein Blick auf den Klappentext verriet mir Folgendes:
„Die Blankenburgs – eine mächtige Dynastie, eine dramatische Geschichte. Grandiose Unterhaltung von Bestsellerautor Eric Berg!
Frankfurt 1929: Die Blankenburgs haben allen Grund zur Freude: Vor kurzem feierten sie das 150-jährige Jubiläum der familieneigenen Porzellanmanufaktur, die Auftragsbücher sind voll, und die Krise der frühen Zwanzigerjahre liegt hinter ihnen. Aber das hart errungene Glück zerbricht mit einem Schlag, als Adalmar, das Familienoberhaupt, und sein Schwiegersohn Richard ihr Vermögen im großen Börsencrash verlieren und keinen anderen Ausweg sehen, als sich das Leben zu nehmen. Zwischen den Schwestern Ophélie und Elise entbrennt ein erbitterter Erbstreit, der die Familie zu entzweien droht. Und damit nicht genug: Mit dem Erwachen des Nationalsozialismus beginnt auch der Überlebenskampf der Blankenburgs. Um die Porzellanmanufaktur zu retten, sind die Schwestern bereit, neue Wege zu gehen und über sich hinauszuwachsen …“
Eine farbenprächtige Saga über Aufstieg und Fall einer mächtigen Dynastie, über Zerwürfnisse, gefährliche Allianzen und große Gefühle vor historischer Kulisse.
Der Plot
Die Geschichte der Blankenburgs beginnt mit dem Börsenkrach des „Schwarzen Freitags“ am 24. Oktober 1929 und zeigt anhand der sich daraus resultierenden Probleme innerhalb der Familie auch sehr eindrücklich den Aufstieg Hitlers. Der Klappentext ist dahingehend meiner Meinung nach etwas verwirrend, da er tatsächlich mehr auf eine Familiensaga im herkömmlichen Stil à la „Die Schokoladenvilla“ verweist als auf eine Familiengeschichte in dieser für Deutschland so fatalen Umbruchszeit.
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die beiden schon seit Kindertagen verfeindeten Schwestern Ophélie und Elise. An ihnen es ist nun, die Porzellanmanufaktur zu retten. Aber schnell gesellt sich zu dieser eh schon komplizierten Situation noch ein unehelicher Sohn des verstorbenen ältesten Bruders und auch der eigentlich schon totgeglaubte zweite Bruder taucht plötzlich aus der Versenkung im Drogenmilieu Chinas wieder auf.
Dieser letztere Erzählstrang über die chinesischen Triaden und das Thema Opium ist des Guten etwas zu viel und gibt der Geschichte eine, in meinen Augen, nicht zu den anderen Erzählsträngen passende Atmosphäre. Anders die Geschichte um den unehelichen Sohn Tankred. Hier erfährt man sehr eindrücklich, wie die Nationalsozialisten in so kurzer Zeit so viel Unterstützung für ihre auf Hass begründete Sache bekommen konnten. Als die Firma Blankenburg mit der jüdischen Firma Löwenstein fusioniert und die verwitwete Elise mit Isaac Löwenstein zusammenkommt, ahnt man als Leser schon, dass auch das Thema Judenverfolgung seine ersten dunklen Schatten vorauswirft. Selten habe ich so eindrucksvoll über diese schreckliche Zeit gelesen!
Die Figuren
Die Figuren sind allesamt sehr realistisch, facettenreich und dynamisch. Es gibt ihrer allerdings viele und so sind die abgedruckten Stammbäume der Familie Blankenburg und der Familie Löwenstein sehr hilfreich – auch wenn manch aufgezeigte Verbindung zumindest zu Beginn der Lektüren spoilert. So richtig sympathisch war mir keiner der Protagonisten, wenn ich auch beim vielem was sie taten oder erlebten mitfühlte. Herausheben möchte ich Tante Arabella. Anfangs noch mein Liebling, machte mir ihr beschriebenes Auftreten gegenüber den Nazis am Schluss des Buches ihre Figur doch recht unglaubwürdig – leider. Ich glaube nicht, dass diese solch eine unverschämte Art hätten einfach so durchgehen lassen. Auch konnte ich mir die ältere Dame schlecht zusammengeknüllt in einem Kofferraum eines Autos der 20er Jahre vorstellen.
Was mir als Geschichtsfan besonders gut gefallen hat, war, dass jedes Kapitels mit einem kurzen Abriss der jeweiligen geschichtlichen Entwicklungen beginnt. Dieser bildet die politische und gesellschaftliche Landschaft vor der die Geschichte spielt und verleiht ihr somit noch mehr Kontur.
Das Buch ist kein spannungsgetriebener Thriller, hat mich aber trotzdem von der ersten Seite in den Bann gezogen. Eric Bergs Erzählstil ist sehr flüssig und rund. Die Dialog sind lebendig und zu den Figuren und der Zeit passend – insgesamt ein Lesegenuss.
Fazit
Eine Leseempfehlung für jeden, der historisch gut recherchierte, sprachlich gut formulierte Romane und Familiengeschichten liest. Lasst Euch vom Klappentext oder Buchcover nicht vom Lesen dieses Romans abbringen! Vielleicht geht der Verlag nochmals in sich und ändert in einer neuen Auflage das Erscheinungsbild des Buches.
„Die Blankenburgs“, Band 1 endet im Jahr 1936. Schafft es Tankred, die Firma an sich zu reißen? Wie werden die Blankenburgs und Löwensteins durch die schlimme Nazi-Zeit kommen? Wird es ihnen gelingen, die Firma durch den Krieg zu bringen? Band 2 „Das Schicksal der Blankenburgs“ erscheint am 2. November 2022 und ich bin schon sehr gespannt.
★★★★ – 4 von 5 Sterne
Die Blankenburgs von Eric Berg
Seitenzahl: 544 Seiten
Genre: Roman
Verlag: Blanvalet Verlag
Redaktion: Angela Troni
Literaturagentin: Petra Hermanns
https://diebuchagenten.de
Bestellnummer: 978-3764507763
Preis: 20,00 €
Übrigens: Hinter dem Pseudonym „Eric Berg“ verbirgt sich der Autor „Eric Walz“.
Schreibe einen Kommentar